Die in den Bergen Westtunesiens gelegene archäologische Stätte von Haidra birgt die Überreste einer der größten byzantinischen Festungen im Maghreb.
Von 533 bis 645 n. Chr. war Tunesien für etwas mehr als ein Jahrhundert lang dem byzantinischen Reich angegliedert.
Während dieser Zeit überzogen die Byzantiner das Land mit Festungen.
Die größte davon war die im Westen Tunesiens in der Nähe von Thala gelegene Festung Haidra: Sie hatte eine Grundfläche von 200 x 110 Metern und war mit einer 10 Meter hohen Mauer und mehreren runden oder eckigen Türmen versehen.
Zu den byzantinischen Befestigungsanlagen in Haidra gehört auch ein alter römischer Triumphbogen, der zu einem Bollwerk umgebaut wurde. Es handelt sich um den Triumphbogen des Septimius Severus (197 n. Chr.), eines der schönsten Bauwerke dieser Stätte.
Vor den Byzantinern gab es tatsächlich eine antike Stadt mit dem Namen Ammaedara, die von den Römern in den Anfangszeiten des Reiches (1. Jahrhundert v. Chr.) gegründet wurde.
Sie war der Standort des dauerhaften Lagers der afrikanischen Legion, der „Legio III Augusta“.
Der Stationierungsort befand sich an einer strategisch wichtigen Straße, die Karthago mit Theveste (dem heutigen Tébessa in Algerien) verband. Ammaedara bildete den nordwestlichen Teil des römischen Limes in Tunesien – eine Grenzbefestigungslinie, die dazu diente, die Bewegungen der Nomaden im Süden zu kontrollieren.
Später wurde die Legion nach Tébessa verlegt und die Stadt wurde zu einer einfachen Kolonie für pensionierte Legionäre.
Zu den Überresten in Haidra zählen mehrere römische Mausoleen sowie Gräber dieser Legionäre, die zum Teil aus Gallien oder Italien stammten.
Mit der Ausbreitung des Christentums und später der Invasion durch die Vandalen (430 n. Chr.) wurden in Ammaedara mehrere Kirchen errichtet, deren Ruinen heute noch sichtbar sind.
In diesen bewegten Zeiten entwickelten sich unterschiedliche, miteinander konkurrierende christliche Lehren. So beherbergt eine der Kirchen Gräber von Vandalen.
Sie waren wie die anderen germanischen Völker, die in das römische Reich eingedrungen waren, Anhänger des Arianismus, eine christliche Lehre, die im Widerstreit zum Katholizismus stand.
Man findet in dieser antiken Stadt noch Überreste verschiedener Monumente, darunter die Thermen, das Kapitol oder das Theater.
In einem kleinen Museum sind interessante Mosaiken ausgestellt.
Diese antike Stätte ist eingebettet in eine imposante Landschaft, geprägt von Bergen und Hochplateaus.
Ein noch unvergleichlicheres Panorama bietet ein Besuch im Winter: dann wenn die Ruinen mit Schnee bedeckt sind.
Auch lesenswert:
Aïn Tounga: ein kleines Dougga
Schnee und Berge im Nordwesten Tunesiens
Video: Als Tunesien christlich war
Fotos © MCM / Imed Dhaouadi